Wussten Sie schon?
Viele komplizierte Rätsel der Medizin warten darauf, gelöst zu werden – von den geheimnisvollen Vorgängen im Immunsystem über die Entstehung gewisser Erkrankungen bis zur komplexen Wirkung von Medikamenten. Unsere Rubrik "Wussten Sie schon...?" erklärt anspruchsvoll und witzig zugleich spannende Phänomene – nicht nur aus der Medizin.
Sieht man Menschen aus Ostasien lebhaft und ausgelassen feiern, lässt sich oft vermuten, dass sie der westlichen Welt hinsichtlich Alkoholkonsum in keinster Weise nachstehen. Doch tatsächlich ist es so, dass die fröhliche Feierlaune der meisten Asiaten nicht auf einen hohen Alkoholkonsum zurückzuführen ist. 80 Prozent der Japaner, Chinesen und Koreaner können nämlich nur wenig trinken: Sie reagieren deutlich früher und ausgeprägter als Europäer oder Amerikaner bereits auf geringe Alkoholmengen. Die Alkoholunverträglichkeit zeigt sich in körperlichen Symptomen, ähnlich einer Allergie, die durchaus heftig ausfallen können: Beschleunigter Puls, Gesichtsrötung oder gar -schwellung, Hitzeentwicklung (Hyperthermie), Muskelschmerzen und Magenbeschwerden sind einige der unangenehmen Anzeichen.
Die körperchemische Ursache der Alkoholintoleranz bei einigen asiatischen Volksgruppen ist schon länger bekannt. Es handelt sich um eine mangelnde Produktion bestimmter Enzyme, die in der Leber am Abbau von Alkohol beteiligt sind: der Alkohol-Dehydrogenase (ADH) und der Aldehyd-Dehydrogenase 2 (ALDH). Wie viel dieser Enzyme ein Mensch produziert, ist genetisch bestimmt. Im Körper der Asiaten drosselt das Erbgut deren Ausschüttung. Zur Frage, warum gerade die Gene der Asiaten derart verändert sind, dass die Produktion dieser Alkohol verarbeitenden Enzyme eingeschränkt ist, äußerten Forscher von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Jahr 2010 eine Vermutung.
Der Evolutionsbiologe Bing Su untersuchte mit seinen Kollegen die DNA von 2275 Menschen aus 38 asiatischen Volksgruppen. Die chinesischen Wissenschaftler fanden heraus, dass es vor 7000 bis 10.000 Jahren bei Menschen in Südchina zu einer Genveränderung kam, die zu einer Intoleranz gegenüber Alkohol führte und sich später über den asiatischen Kontinent ausbreitete. Die Genmutation fiel in dieselbe Zeit, als die Bewohner dieser Gegend begannen, Reis als Grundnahrungsmittel anzupflanzen. Und genau hier, so die Theorie, sei der Zusammenhang zu finden: Um ihre Ernte haltbar zu machen, fermentierten die Chinesen den Reis mit Hefepilzen. Bei diesem Gärprozess entstand konservierendes Ethanol. Aßen die Menschen ihren Reis, nahmen sie also auch Alkohol zu sich. Laut Meinung der Forscher ist die Genmutation kein Zufall. Sie soll sich als eine Art Schutz für die Gesundheit entwickelt haben: Diejenigen Frauen und Männer, die auf zu viel Alkohol mit unerfreulichen körperlichen Symptomen reagierten, nahmen insgesamt weniger davon zu sich. Sie senkten damit die Gefahr, an alkoholbedingten Organschäden zu sterben und gaben die gesundheitserhaltende Genmutation an ihre Nachkommen weiter.
Uns Europäern mag eine solche natürliche Alkoholempfindlichkeit wie eine unerwünschte Einschränkung in Sachen Genuss und Vergnügen vorkommen. Aus dem Blickwinkel der Asiaten hingegen könnte sich die Sachlage umgekehrt darstellen. Denn dass uns „Westlern“ dieser natürliche Schutz vor Alkohol so gänzlich fehlt, lässt sich möglicherweise auch als ein Versäumnis der Natur interpretieren. Eine Intoleranz gegenüber Spirituosen muss der Fröhlichkeit und Leichtigkeit jedoch keinesfalls einen Abbruch tun – das beweisen uns abstinente Asiaten genauso wie moderate Alkoholgenießer der westlichen Welt.
Welche Frau kennt das nicht: Beim ersten herbstlichen Wind holen wir sofort Schal und Mütze aus dem Schrank. Im Büro frieren wir, weil die Herren der Schöpfung ständig das Fenster aufreißen. Und abends im Bett wird uns erst mit Wärmeflasche behaglich. Der Winter mit seiner Kälte zeigt es offenkundig: Frauen frieren leichter und stärker als Männer. Das ist nicht nur ein Geschlechter-Klischee, sondern liegt gleich in mehreren anatomischen und körperphysiologischen Tatsachen begründet.
Frauen sind im wahrsten Sinne des Wortes "dünnhäutiger". Ihre äußerste Hautschicht ist deutlich weniger dick als die von Männern und hält daher auch weniger Wärme zurück. Wenn sich bei Kälte die kleinsten Blutgefäße in der Haut zusammenziehen, um die Wärme im Körperinnern zu halten, verstärkt sich der Kälteeffekt auf der Haut. Diese ist dann schlechter durchblutet und kühlt schneller aus. Temperaturrezeptoren melden den Temperaturabfall an das zentrale Nervensystem, wo die Kälte wahrgenommen wird.
Auch die Körpergröße spielt für den Temperaturhaushalt eine Rolle: Je kleiner ein Mensch, desto mehr verschiebt sich das Verhältnis zwischen Wärmeabstrahlung und Körpermasse. Frauen und kleine Personen geben proportional mehr von ihrer Organwärme ab als groß gewachsene Männer.
Die Geschlechtshormone tragen ebenfalls dazu bei, dass Frauen eher frösteln und bibbern. Dank des hohen Testosteronspiegels bestehen beim Mann 40 Prozent der Körpermasse aus Muskeln, bei Frauen sind es nur etwa 23 Prozent. Muskeln sind besser durchblutet als Fett- und Bindegewebe, deshalb werden sie auch laufend mit warmem Blut versorgt und "heizen" den Körper tüchtig auf. Fett isoliert den Körper zwar und schützt vor Auskühlung. Doch die Fettschicht ist im Verhältnis bei Frauen oft zu gering, um die fehlende Muskelmasse zu kompensieren. Auch das weibliche Hormon Östrogen beeinflusst die Körperwärme. Es sorgt unter anderem dafür, dass sich die Blutgefäße erweitern und mehr Blut hindurchströmen kann. Für Frauen wäre das also an sich ein Vorteil, was den Wärmehaushalt angeht. Ab einer Temperatur von 15 Grad abwärts jedoch drosselt der weibliche Körper die Durchblutung, damit der Beckenraum und die Reproduktionsorgane warm bleiben. So stünde mehr "Nestwärme" für potenziellen Nachwuchs zur Verfügung. Zuerst würden Hände, Füße, Ohren und Nase auskühlen, um der Frau zu signalisieren, dass sie sich zum Wohl ihres Babys besser an die Wärme zurückziehen sollte.
Manchmal kann sich hinter dem Frösteln ein niedriger Blutdruck verbergen, der bei Frauen häufiger auftritt als bei Männern. Das angewärmte Blut aus dem Herzen gelangt dann schwerer in die Peripherie. Das ständige Frieren kann jedoch auch Zeichen einer behandlungsbedürftigen Erkrankung sein: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion, einem Eisenmangel oder einer Anämie beispielsweise steigt die Kälteempfindlichkeit. Vor allem wenn zusätzliche Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Abgeschlagenheit dazukommen, ist ein Besuch beim Hausarzt sinnvoll.
In Anbetracht der vielen geschlechtsspezifischen Fakten kann es für Frauen gegen das lästige Kaltsein nur eine Lösung geben: Einpacken! Besonders Füße und Kopf sollten warm gehalten werden. Tragen Sie für die Stunden im Freien wollene Socken, Schal und Mütze. Unterhemden mit Wollanteil wärmen besser als reine Baumwolle. Nehmen Sie abends ein Fußbad und trinken Sie über den Tag verteilt viel Tee. Das hält nicht nur warm, sondern entspannt gleichzeitig. Und bei der Arbeit darf es dann auch mal ruhig das "Zwiebelschalenprinzip" an Kleidung zur besseren Isolierung sein – so sind Sie auch gegen den Frischluftbedarf Ihrer männlichen Bürokollegen gut gewappnet.
Pablo Picasso war einer, genauso wie Michelangelo, Leonardo da Vinci, Albert Einstein, Beethoven und Mozart: Linkshänder. Der Aufmarsch so vieler berühmter linkshändiger Persönlichkeiten verleitete schon immer zur Vermutung, Linkshänder seien ausgeprägter begabt als Rechtshänder.
Auf den ersten Blick stützt eine Grundlage unserer Hirnfunktion den Verdacht: Die rechte Hirnhälfte steuert Kreativität, Vorstellungsvermögen und Intuition, während sich in der linken Hemisphäre Fähigkeiten rund um das logische, analytische Denken lokalisieren. Jede Hemisphäre ist motorisch mit der jeweils gegenseitigen Körperhälfte verbunden. Die linke Hand wird also primär von der rechten Hirnhälfte gesteuert. Daher kommt die Vorstellung, Linkshänder seien hinsichtlich Fantasie und vernetztem Denken den Rechtshändern überlegen. Doch bedeutende Personen aus Kunst und Wissenschaft hin oder her – bezüglich Kreativität lässt sich für Linkshänder zunächst kein Vorteil nachweisen.
Mindestens 10 Prozent der Menschen sind Linkshänder. Experten vermuten jedoch, dass bis zu drei Mal mehr Menschen ihre Hände natürlicherweise linksdominant einsetzen würden. Manche linkshändig geborene Kinder gewöhnen sich jedoch schon früh selbst die Rechtshändigkeit an, indem sie ihre rechtshändigen Eltern und Spielkameraden nachahmen. Da Rechtshändigkeit die Norm ist, war es bis in die 1970er-Jahre auch üblich, linkshändig geborene Kinder auf die rechte Hand umzugewöhnen.
Warum manche Menschen als Linkshänder geboren werden, hat die Wissenschaft bis heute nicht vollständig geklärt. Untersuchungen, die 2007 einem bestimmten Gen für die Dominanz der rechten bzw. linken Hand auf den Grund gingen, stehen diesbezüglich der Tatsache gegenüber, dass bei genetisch identischen, eineiigen Zwillingen durchaus eines der Geschwister Linkshänder, das andere aber Rechtshänder sein kann.
Es gibt Hinweise, dass das Gehirn von Linkshändern gewisse funktionelle Unterschiede aufweist. Wissenschaftler der University of Birmingham stellten fest, dass Rechtshänder von der rechten Gehirnhälfte gesteuert werden, wenn es darum geht, einen Gesamteindruck von Dingen zu erhalten. Für die Verarbeitung der Details wird dann die linke Gehirnhälfte aktiviert. Bei linkshändigen Menschen ist es genau umgekehrt, d. h. sie aktivieren die linke Hemisphäre für das Erfassen von Zusammenhängen, jedoch dient die rechte Gehirnhälfte zur Aufschlüsselung der Einzelheiten. Auch die Sprach- und Lesefunktion unterscheidet sich. So aktivieren hierzu 95 Prozent der Rechtshänder, jedoch nur 70 Prozent der Linkshänder die linke Hemisphäre.
Eine Studie des Neurologen Stefan Klöppel vom Universitätsklinikum Freiburg weist ebenfalls auf eine andere Aktivierung im Gehirn bei Linkshändern hin. Der Wissenschaftler ließ 16 Rechtshänder, 16 Linkshänder und 16 auf Rechtshändigkeit umgeschulte Linkshänder bestimmte Tests durchführen und untersuchte deren Gehirne mit einem funktionellen Magnetresonanztomografen. Er fand heraus, dass sich bei umgeschulten Linkshändern tatsächlich auch das Gehirn verändert hatte. Deren Gehirnareale für die Bewegungsabläufe waren in der linken Hirnhälfte genauso dominant ausgeprägt analog der geborenen Rechtshänder. Die Linkshänder, die nicht umtrainiert wurden, zeigten allerdings während Bewegungsabläufen in der rechten Hemisphäre ausgeprägte Aktivität. Zwei Hirnregionen für die Kontrolle und Planung der Bewegung blieben bei den umgeschulten Linkshändern jedoch rechts aktiver.
Sind Menschen zur Rechtshändigkeit umerzogen worden, verlagert sich also nur ein Teil der Hirnaktivitäten nach links, andere bleiben gemäß ihrer angeborenen Linkshändigkeit in der rechten Hirnhälfte bestehen, folgerte Stefan Klöppel.
Auch wenn bisherige Untersuchungen den Linkshändern keine Besonderheit nachweisen können – in ihren Gehirnen läuft tatsächlich etwas "anders". Und so mag es vielleicht nicht nur Zufall sein, dass große Künstler und Denker unserer Zeit Besonderes mit der linken Hand vollbracht haben.
Der Regenbogen gehört zu jenen Naturphänomenen, die uns immer wieder aufs Neue faszinieren: Seine Farben und die elegante Rundung haben etwas Märchenhaftes und lassen uns unwillkürlich an Magie denken. Es ist auch tatsächlich ein kleines "Wunder", wenn wir den farbigen Bogen am Himmel zu sehen bekommen, denn dazu müssen zeitgleich einige Bedingungen erfüllt sein.
Grundvoraussetzung ist, dass die Sonne im Rücken des Betrachters steht und in dessen Blickrichtung frontal Regen niedergeht. Die Sonne darf jedoch nicht beliebig hoch stehen: Je höher die Sonne, desto niedriger wird der Regenbogen. Ab einem Sonnenwinkel von 42 Grad rutscht der Scheitel des Bogens, also sein höchster Punkt, gar unter den Horizont vor uns. Der Regenbogen ist dann von unserem Standort aus nicht mehr sichtbar.
Morgens oder abends beziehungsweise im Frühjahr und im Herbst ist demzufolge die Chance am größten, einen Regenbogen zu sehen.
Regentropfen haben annähernd die Form von kleinen Kugeln. Sobald das weiße Sonnenlicht – zusammengesetzt aus seinen Spektralfarben Rot, Orange, Gelb, Grün und Blau – auf eine der Wasserkugeln trifft, wird das Licht beim Eintritt in den Tropfen gebrochen, an seiner Rückseite reflektiert und tritt am vorderen Rand des Tropfens wieder aus. Die fünf Spektralfarben werden dabei in fünf unterschiedlichen Winkeln zwischen etwa 40° (Blau) und 42° (Rot) abgelenkt, was die Verteilung der Farben auf dem Regenbogen ergibt. Jeder der Abermillionen Tropfen nimmt Betrachter und Sonne gegenüber einen bestimmten Winkel ein. Aus unserer Perspektive sehen wir in einem fallenden Tropfen hauptsächlich einen der fünf Lichtanteile. Die farblichen Übergangszonen des Regenbogens entstehen, wenn die Tropfen gerade so zu uns gerichtet sind, dass wir von ihnen mehrere Farbreflexionen gleichzeitig wahrnehmen können.
Dass uns der Regenbogen als Halbkreis bzw. gebogen erscheint, liegt nicht daran, dass es nur in diesem Bereich eine Spektralfarben-Streuung gibt. Ein Regenbogen ist grundsätzlich immer ein ganzer Kreis, von dem wir jedoch nur die obere Hälfte, d. h. den oberen Bogen sehen können. Das ergibt sich aus der Lage des sogenannten Sonnengegenpunktes im Bezug auf unseren Standort. Der Sonnengegenpunkt ist jener Punkt auf der Regenwand, der die Verlängerung der Linie Sonne – Beobachter bildet. Er stellt den Mittelpunkt des gesamten "Regenkreises" dar. Wir sehen den Regenbogen nur, wenn wir uns auf der Achse zwischen Sonne und ihrem Gegenpunkt befinden. Bestenfalls liegt der Gegenpunkt auf, oft aber unter unserem Horizont. Stehen wir auf der Erde, sind die Reflexionen der Regentröpfchen unterhalb des Horizontes für unser Auge nicht sichtbar. Ganz anders, wenn wir uns beispielsweise in einem Flugzeug oder Heißluftballon zwischen Sonne und Regenfront befinden. Weil dann die Erdoberfläche unter uns liegt und der Horizont weit nach vorne verschoben ist, können wir aus dieser Höhe den Regenbogen mit etwas Glück als vollständigen Kreis sehen.
Wer also bisher dachte, ein Regenbogen stünde einfach da und hätte nichts mit uns zu tun, ist im Irrtum: Wie bei so manch‘ anderem Wunder, liegt auch der Regenbogen durchaus "im Auge des Betrachters".
Ein Blick in den Spiegel bringt es an den Tag: Wieder ein paar graue Strähnen mehr! Eilen Sie nun sofort zum Friseur, um die silbernen Streifen umfärben zu lassen? Oder ist es für Sie der Trend schlechthin, gleich der gesamten Haarpracht den "Salt-and-Pepper-Look" zu verleihen?
Ganz gleich, wie Sie sich entscheiden, Sie sind in guter Gesellschaft: Für die Einen stellen graue Haare ein bedrohliches Zeichen für nachlassende Vitalität dar – und sind dementsprechend unerwünscht. Für Andere hingegen sind sie ein attraktives Symbol weiser Lebenserfahrung, folglich ausgesprochen erstrebenswert.
So emotional wir mit dem Thema auch umgehen mögen: Der Farbveränderung der Haare kann sich kaum ein Mensch entziehen. "Farbe" ist allerdings ein missverständlicher Ausdruck, denn graue, respektive weiße Haare sind depigmentiert – haben also gerade keine Farbe mehr.
Doch wie kommt es zu dieser Depigmentierung? Für die Haarfarbe ist, wie für unseren Hauttyp und unsere Augenfarbe auch, das Pigment Melanin verantwortlich. Es wird mit Hilfe des Enzyms Tyrosinase von den Pigmentzellen in den Haarwurzeln gebildet. Im Jahr 2009 konnten Wissenschaftler an der Universität Mainz nachweisen, dass die Beschädigung dieses Enzyms die entscheidende Rolle beim Grauwerden der Haare spielt. Tyrosinase wird durch Wasserstoffperoxid – eine hochreaktive chemische Verbindung, die unter anderem stark bleichende Eigenschaften hat – in Mitleidenschaft gezogen.
Im Laufe unseres Lebens nimmt der Gehalt an Wasserstoffperoxid – chemisch H2O2 – in unserem Stoffwechsel zu. Es wird in unserem Körper normalerweise durch ein Enzym namens Katalase neutralisiert. Mit zunehmendem Alter produzieren unsere Zellen diesen Neutralisator jedoch immer spärlicher. Stehen aggressives H2O2 und neutralisierende Katalase dann in einem Missverhältnis, oxidiert Wasserstoffperoxid in den Haarwurzeln die an der Melaninbildung beteiligte Tyrosinase und beeinträchtigt deren Funktion. Die Folge: Der Melaningehalt in den Haarwurzeln sinkt langsam aber stetig – die Haare depigmentieren.
Wie schnell ein Mensch ergraut, hängt unter anderem vom Zustand seiner Pigmentzellen ab. Je empfindlicher die Pigmentzellen genetisch bedingt sind, desto eher reagieren sie auf die Zunahme des Wasserstoffperoxids. Die Qualität der Pigmentzellen kann sich aber auch durch äußere Einflüsse verändern. Forscher an der amerikanischen Duke University entdeckten, dass ein erhöhter Adrenalinspiegel das Schutz-Protein p53 reduziert, welches die DNA in unseren Zellen vor Schädigungen bewahrt.
Chronischer Stress und Ärger beispielsweise können so auch die DNA der Pigmentzellen verändern und damit die Melaninproduktion beeinträchtigen. Der beruhigende Ratschlag "Lass Dir keine grauen Haare wachsen!" ist für gestresste Menschen also mehr als ein geflügeltes Wort. Wer jedoch Stress und Ärger nicht zu beeinflussen vermag, könnte zumindest mit Haar-Tönungen in verschiedenen Farben dem "Salt-and-Pepper-Look" trotzen.
Es scheint doch eigentlich ganz logisch: Schlagen wir weiße Eier fürs Spiegelei auf, stammen sie von Hühnern mit weißem Gefieder, kocht ein braunes Drei-Minuten-Ei im Topf, stammt es von braunem Federvieh. Da die Geflügelrassen, welche in unseren Gefilden als Legehennen eingesetzt werden, üblicherweise weiß oder braun sind, liegt dieser Rückschluss nahe.
Doch tatsächlich hat die Eierschalenfarbe nichts mit dem Federkleid zu tun, sondern wird nur von der Rasse des Huhns bestimmt. Es gibt weiß gefiederte Züchtungen, die braune Eier legen, genauso wie braune Rassen, die weiße Eier legen. Trotzdem könnte auch ein Laie vorhersagen, bei welcher Henne welche Eierfarbe zu erwarten ist, wenn er genau hinsieht: Die sogenannten Ohrscheiben, die sich hinter den Augen auf Höhe des Schnabels befinden, lassen bei reinrassigen Hühnern auf die Pigmentierung der Eier schließen. Sind diese Hautfalten weiß, legt das Huhn weiße Eier, sind sie rot, landen braune Eier im Nest.
Doch wie kommt die Farbe überhaupt in die Eierschale? Während das Ei heranwächst, bildet sich um die Eizelle zuerst der Dotter. Sein Farbton hängt stark davon ab, was die Hühner fressen. Mais, Grünfutter oder künstliche Farbstoffe, die oftmals in der industriellen Eierproduktion dem Hühnerfutter beigemengt werden, ergeben eine kräftige gelbe oder orange Färbung. Das Eiklar schützt als nächste Schicht das Innere des Eis vor Erschütterungen und Krankheitskeimen. Zu guter Letzt bildet sich in den letzten drei bis vier Stunden vor Eiablage der Kalküberzug – die Eierschale – um Eigelb und Eiweiß. Abhängig von der Geflügelrasse werden darin bestimmte Farbpigmente eingelagert. Die Farbe der Eierschale entsteht aufgrund dieser Farbpigmente und ist genetisch bedingt. Bei braunen Eiern handelt es sich um Farbstoffe aus dem Blut und der Gallenflüssigkeit, die sich zu einem beige-braunen Ton vermischen. Weiße Eierschalen enthalten keine Pigmente. Faszinierend ist, wie schnell ein einzelnes Ei entsteht: Es entwickelt sich samt harter Schale innerhalb von nur 24 Stunden zu seiner vollen Größe.
Welche Eierfarbe wir letztlich in der Küche bevorzugen, ist übrigens stark vom gesellschaftlichen Trend abhängig. Heute ist die braune Färbung der Eier bei vielen Menschen beliebter. Sie verleitet dazu, es für natürlicher und biologischer zu halten als ein weißes, unpigmentiertes Ei. Vor einigen Jahrzehnten hingegen galten braune Eier noch als qualitativ minderwertig – und demzufolge die weiße Schale als "das Gelbe vom Ei".
Gewisse Nächte sind wie verhext: Wir wälzen uns im Bett schlaflos von einer Seite auf die andere, tappen gereizt zum Kühlschrank und wieder zurück ins Schlafzimmer – in der Hoffnung, nun endlich Ruhe zu finden. Vielleicht liegt es an der zusätzlichen Tasse Kaffee tags zuvor? Oder am spannenden Fernsehfilm vor dem Schlafengehen? Ein Blick aus dem Fenster scheint den Schuldigen zu überführen: Der Vollmond steht groß und silbern über den Häusern.
Tatsächlich zeigen Umfragen: Über 40 Prozent der Frauen und fast jeder vierte Mann sind überzeugt, der Erdtrabant habe einen Einfluss und wirke auf unseren Schlaf und unsere Stimmung. Insbesondere dem vollen Mond werden Monat für Monat besondere Kräfte zugeschrieben. Es gibt Hunderte von Studien, die untersuchten, ob es bei Vollmond tatsächlich vermehrt zu Verkehrsunfällen, einer Häufung von Geburten oder schwereren Komplikationen bei Operationen kommt. Keine von ihnen konnte eine Verbindung aufzeigen.
Ob der Vollmond die Schlafdauer und die Schlaftiefe stört, sollten groß angelegte wissenschaftliche Tests in Schlaflabors, systematisierte Fragebögen und Tagebuchaufzeichnungen der Probanden enthüllen. Doch selbst Untersuchungen, die über mehrere Jahre erfolgten und daher besonders verlässliche Zahlen liefern, konnten keinerlei Zusammenhang zwischen Mondphasen und Schlafstörungen beweisen.
Lange vermutete man, dass zumindest das intensive Licht des Vollmondes die Menschen oberflächlicher schlafen lässt. In unserer Zeit, in der die Nächte dank künstlicher Lichtquellen längst nicht mehr stockdunkel sind, ließ sich jedoch auch diese Theorie nicht erhärten: Der Vollmond strahlt weit weniger intensiv als eine einzelne Straßenlaterne.
Mystische Geschichten über den Mond findet man seit Jahrtausenden in unserer Kultur. Auch heute noch ranken sich um ihn magische Überzeugungen. Für Hobbygärtner gibt es Anleitungen, die Beete im Einklang mit den Mondphasen zu bestellen. Und ihre Hausarbeiten und Vertragsverhandlungen können Mondliebhaber für angeblich gutes Gelingen nach dem Mondkalender planen.
Für unsere rastlosen Nächte und unruhigen Träume jedenfalls ist die Unschuld des Mondes inzwischen hinlänglich bewiesen. Zu erwägen wäre jedoch, ob dies auch für den Kaffee und den TV-Krimi zutrifft.
Wenn Menschen die Nacht unbeschadet auf dem Ast eines Baumes verbringen möchten, sollten sie sich besser ordentlich festgurten. Denn selbst wenn der Ast nicht aufgrund ihres Gewichts abbrechen sollte, würden sie voraussichtlich spätestens ab der Tiefschlafphase herabstürzen. Woran liegt es, dass schlafenden Vögeln nicht das gleiche Missgeschick passiert?
Ein Grund liegt in der unterschiedlichen Anatomie: Menschen müssen, um sich an einem Ast festzuhalten, die Muskeln in Händen und Armen anspannen. Während der Tiefschlafphase entspannt sich unsere Muskulatur. Das heißt, früher oder später würden wir ohne weitere Sicherung unweigerlich vom Baum fallen. Für Vögel erfordert das Umklammern des Astes dagegen keinerlei Kraftaufwand. Sie verfügen über einen Greifmechanismus, der durch die Verlagerung des Körpergewichts ausgelöst wird. Die über die gesamte Beinlänge bis in die Zehen verlaufenden Beugemuskeln und Sehnen sorgen dafür, dass sich die Zehen des Tieres beim Niedersetzen beispielsweise auf einem Ast automatisch zusammenziehen und diesen wie eine festsitzende Wäscheklammer umschließen. Je tiefer der Vogel in die Hocke geht, desto fester die Umklammerung. Das heißt im Umkehrschluss: Bevor der Vogel weiterfliegen kann, muss er zunächst seine Beine ausstrecken. So lockern sich Muskeln und Sehnen und er kann den festen Griff seiner Zehen wieder lösen.
Doch warum kippen Vögel nicht während des Schlafens vornüber? Zumal ihr Kopf deutlich schwerer ist als Hinterteil und Schwanz und ihr Körperschwerpunkt, anders als beim Menschen, horizontal ausgerichtet ist. Dafür sorgt eine weitere anatomische Besonderheit: Vögel haben nicht nur wie der Mensch ein Gleichgewichtsorgan im Innenohr, sondern verfügen im Bereich des Beckens noch über ein zweites. Wie im Innenohr werden auch in den sogenannten Bogengängen in der Lumbosakralgegend mechanische Reize durch Bewegung der dort vorhandenen Flüssigkeit auf das Nervensystem übertragen. Kippt der Vogel leicht nach vorne, signalisiert das Nervensystem dem Kleinhirn folglich, die Körperhaltung zu korrigieren und das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Von einem sicheren Schlaf können Vögel dennoch nur träumen. Damit sie während des Ausruhens nicht zur leichten Beute werden, sind manche Vogelarten mit einer trickreichen Fähigkeit ausgestattet: statt Tiefschlaf legen sie "kontrollierte" Ruhephasen ein. Eine mit Enten und Tauben durchgeführte Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen hat ergeben, dass bei diesem sogenannten "unihemispherischen Schlaf" immer nur eine der beiden Gehirnhälften ruht, während die andere "Wache schiebt".
Die Wissenschaftler vermuten, dass der unihemisphärische Schlaf auch der Grund sein könnte, warum Zugvögel zum Teil tage- oder wochenlang am Stück fliegen können, ohne zu ruhen. Der Mauersegler kann so beispielsweise die gesamte Strecke von der Sahara bis nach Deutschland ohne Zwischenstopp zurück legen.
Von vergleichbaren Rekorden können wir Menschen bislang nur träumen .
Wir gähnen nicht nur, wenn wir müde sind oder uns langweilig ist: Besonders groß ist der Drang, herzhaft den Mund aufzureißen, wenn man gerade andere beim Gähnen beobachtet hat. Doch nicht jeder verspürt diesen Mitgähn-Reflex in gleichem Ausmaß. Denn verschiedenen Studien zufolge hat Gähnen nicht nur eine soziale Funktion – die Ausprägung zum Mitgähnen hängt auch von der Persönlichkeitsstruktur ab.
Neben Müdigkeit und Langeweile gilt die ansteckende Wirkung des Gähnens als häufigster Auslöser dieser Verhaltensweise. Die Erklärung dafür sehen die Wissenschaftler im Tierreich: Löwen oder Affen etwa steuern auf diese Weise die Verständigung in der Gruppe, geben damit zum Beispiel Aufbruch-Signale für die gemeinsame Jagd oder kündigen Gefahren an. Entsprechendes dürfte auch für die soziale Kommunikation unserer Urahnen gegolten haben, bevor sie lernten, sich mittels Sprache zu verständigen.
In einer Studie aus Pisa fanden Forscher heraus, dass besonders einfühlsame Menschen häufiger mitgähnen müssen als weniger empathische. Die größte "Ansteckungsgefahr" zum Gähnen bestehe innerhalb der ersten fünf Minuten. Emotionale Nähe etwa unter nahen Verwandten oder engen Freunden erhöht die Wahrscheinlichkeit dieses Mitmach-Reflexes noch zusätzlich. Obwohl Frauen gemeinhin als wesentlich mitfühlender gelten, waren bei den Tests keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen, ebenso wenig bei unterschiedlichen Nationalitäten. Allerdings konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Menschen mit empathischen Störungen wie Autismus oder Schizophrenie deutlich seltener mitgähnen müssen. Auch Kinder beginnen damit erst, wenn sich ihr Empfinden für die Emotionen anderer ausgebildet hat, also etwa ab dem vierten Lebensjahr.
Die Fähigkeit zur Empathie – wenn wir unser Gegenüber beim Gähnen, aber auch beim Lachen oder Weinen beobachten – wird durch sogenannte Spiegelneuronen im Gehirn aktiviert. Dank der Spiegelneurone übersetzt das Gehirn eine beobachtete Szene in etwas selbst Erlebtes. Studien mittels bildgebender Verfahren zeigen, dass das bloße Beobachten von Handlungen des Gegenübers eine neuronale Resonanz im Gehirn zur Folge hat. Das heißt durch diese Hirnzellen "spiegeln" wir unbewusst das Verhalten des anderen, indem wir es nachahmen. Die Bereitschaft zur Nachahmung des Gegenübers ist eher dann gegeben, je mehr man sich dieser Person zugehörig fühlt – das erklärt auch die besondere "Ansteckungsgefahr" des Gähnens unter Gleichgesinnten.
Schon seit langer Zeit befassen sich Menschen mit dem Thema Gähnen. Aus der griechischen Mythologie ist der Glaube überliefert, beim Gähnen würde dem Körper die Seele entweichen und zu den Göttern im Olymp aufsteigen. Im Mittelalter nahm man an, dass sich beim Aufreißen des Mundes Teufel oder Dämonen im Körper einschleichen. Zur Vorbeugung hielt man deshalb schützend die Hand davor. Vielleicht wollte man damit aber auch lediglich möglichen Mundgeruch zurückhalten. Heute gibt es mit der Chasmologie einen eigenen Forschungszweig, in dem Wissenschaftler der unterschiedlichsten Fachdisziplinen dem Phänomen des Gähnens auf den Grund gehen. Im Durchschnitt gähnt jeder Mensch etwa achtmal pro Tag für jeweils sechs Sekunden. Hochgerechnet auf das ganze Leben macht das rund 220.000 Gähner – das würde im übertragenen Sinne bedeuten, dass man 15 Tage lang ununterbrochen den Mund offen stehen hat.
Lange wurde angenommen, Gähnen werde durch Sauerstoffmangel im Blut ausgelöst. Inzwischen gilt diese These jedoch als widerlegt. Auch Nervosität kann ein möglicher Auslöser sein. So gähnen beispielsweise Sportler verstärkt vor einem Wettkampf oder Musiker vor wichtigen Auftritten. Gähnen gilt häufig als unhöflich und wird als Langeweile interpretiert – dabei erfüllt es durchaus auch eine positive Funktion. Denn beim Gähnen beschleunigt sich der Herzschlag, wodurch das Gehirn mit einer größeren Menge an Blut versorgt wird, was wiederum die Hirntätigkeit ankurbelt. Zeitgleich sorgt die eingesogene Frischluft für Abkühlung des Blutes. Dieser Effekt gleicht dem eines weit geöffneten Fensters: das Gehirn wird sozusagen "gelüftet" und man fühlt sich gleich wieder etwas munterer.
Unabhängig davon, aus welchem Grund Sie gerade gähnen – ob aus Empathie oder aufgrund von Müdigkeit: Laut Knigge sollten Sie genau wie beim Niesen oder Husten dabei stets die linke Hand vor den Mund halten. Denn so bleibt die rechte sauber und frei fürs nächste Händeschütteln.
Wer hin und wieder Schwierigkeiten hat, in den Schlaf zu finden, sollte auf ein alt bewährtes Mittel zurückgreifen: Schäfchen – oder besser gesagt Atemzüge – zählen. Nicht abschalten zu können zählt wohl zu den häufigsten Gründen für Einschlafschwierigkeiten. Ohne es zu wollen, lässt man abends im Bett aufregende oder belastende Ereignisse vom Tag Revue passieren. Doch je länger dieser Grübelzustand andauert, desto mehr wird die Angst, nicht einschlafen zu können selbst zum Problem. Man fürchtet, unausgeschlafen den Anforderungen des nächsten Tages nicht gewachsen zu sein und will den Schlaf erzwingen. Erreicht wird damit aber genau das Gegenteil. Atemzüge zählen durchbricht diesen Teufelskreis. Das langsame, monotone Zählen lenkt von schlafstörenden Gedanken ab und entspannt. Und ehe man sich versieht, ist man schon eingeschlafen.
Wer diese Einschlafstrategie testet ist meist überrascht, wie rasch er vom Schlaf übermannt wird. Andere haben das Gefühl, endlos zu zählen. Gleichzeitig stellen sie aber fest, dass sie das Zählen zwischendurch immer wieder vergessen oder sich verzählt haben. Das ist aber wiederum ein Indiz dafür, dass bereits kurzzeitig die Grenze vom Wach- in den Schlafzustand überschritten wurde. Denn würde man wirklich ununterbrochen wach liegen, sollte man an einer so einfachen Tätigkeit wie Schäfchen oder Atemzüge zählen nicht scheitern. Sich diese Tatsache bewusst zu machen, erhöht das Entspannungspotenzial des Zählens noch weiter.
Eine andere überraschend wirksame Einschlafhilfe ist, in bequemer Lage mit offenen Augen in die Dunkelheit zu starren. Diese Methode lässt sich auch mit der vorgenannten kombinieren. Dabei sollte man sich zwingen möglichst wenig zu blinzeln. Oft stellen sich schon nach kurzer Zeit eine bleierne Müdigkeit und das Bedürfnis ein, die Augenlider zu schließen. Dieses Bedürfnis wird umso stärker, je länger man diesem widersteht.