Interview mit Alexander
Wie hast du dich angesteckt? Wie alt warst du bei der Diagnose?
Als ich klein war bekam ich regelmäßig Blut-Transfusionen aufgrund meiner Bluterkrankheit. Im Alter von 8 Jahren wurde bei mir HIV diagnostiziert. Eine meiner Blut-Transfusionen war HIV-positiv und so wurde ich angesteckt.
Wann hast du dich geoutet und wie waren die Reaktionen?
Geoutet habe ich mich erst recht spät, mit 21 Jahren. Als ich noch jünger war, gab es in der Öffentlichkeit keine Akzeptanz für dieses Thema und diese Krankheit. Als ich mich dann meinen Freunden anvertraute, reagierten diese sehr positiv und unterstützen mich seither sehr.
Wie kommst du mit der Therapie klar?
Als ich klein war, wurde die Medikation bei mir vernachlässigt, da sie wenig bekannt war. Der erste Therapiestart war im Alter von 16 Jahren. Jedoch musste ich zu diesem Zeitpunkt viele Tabletten zu unterschiedlichen Zeiten einnehmen. Ich nahm das alles ehrlich gesagt nicht sehr ernst und nahm sie ein, oder auch nicht. Durch den Fortschritt der Medizin muss ich heutzutage nur noch ein Medikament zu mir nehmen, was vieles vereinfach. Zudem zeigt das Medikament bei mir keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Ich werde lediglich schnell müde und muss mich immer wieder erholen, jedoch ist das etwas, womit man durchaus leben kann.
Wie beeinflusst die Krankheit dein tägliches Leben?
Durch die Müdigkeit und die körperliche Schwächung durch meine zahlreichen Erkrankungen, war es mir nicht möglich, eine Ausbildung zu machen. Auch heutzutage hindert es mich daran, zu arbeiten oder Dinge zu erledigen, bei denen man sich längere Zeit konzentrieren muss. Jedoch arbeite ich im Ehrenamt und unterstütze beispielsweise die AIDS-Hilfe.
Wie sieht dein Privatleben aus? Lebst du in einer Beziehung?
Ich bin in einer Beziehung und meine Freundin ist HIV-negativ. Kennengelernt haben wir uns damals bei der AIDS-Hilfe. Dadurch dass ich meine Medikamente regelmäßig zu mir nehme, bin ich schon längere Zeit unter der Nachweisgrenze. Unsere Beziehung läuft sehr gut und sie unterstützt mich, wo sie nur kann.
Wie sieht es mit dem Kinderwunsch aus?
Kinder waren für mich nie ein großes Thema. Ich hätte ja niemals denken können, dass ich heute noch hier sitzen werde. Als ich meine Freundin dann kennengelernt habe, kam das Thema mit der Zeit auf. Es ist für uns allerdings nicht möglich Kinder zu bekommen, da ich zeugungsunfähig bin. Das hat jedoch nichts mit der HIV-Therapie zu tun, viel mehr mit den vielen Therapien die ich von klein auf hatte.
Wie war dein Lebensweg, trotz bzw. mit HIV?
Ich musste von klein auf lernen, damit zu leben. Aber ich muss sagen, es gab Höhen und Tiefen. Früher als ich jünger war, war es für mich sehr schwer mit der Diagnose klarzukommen und mit der Krankheit zu leben. Die Behandlung hatte ich zu der Zeit vollkommen vernachlässigt, da ich wenig Hoffnung auf ein „normales Leben“ hatte. Heutzutage fällt es mir leichter. Damals musste ich noch an die 26 Tabletten am Tag einnehmen - bedingt durch meine weiteren Krankheiten - heute ist es nur noch eine. Das erleichtert mir vieles.
Es war dennoch ein schwerer Weg. Wenn ich eines gelernt habe auf diesem Weg, dann, dass Hoffnung und Glauben sehr wichtig sind. Man darf sich selbst nicht aufgeben. Früher hätte ich nicht gedacht, dass ich lange überleben werde. Heute sitze ich hier und bin sogar in einer glücklichen Beziehung. Die Medizin macht es möglich, dass man ein nahezu normales Leben führen kann. Dafür ist es wichtig, die Therapie ernst zu nehmen und einzuhalten. Auch hat es mir gut getan über meine Krankheit zu sprechen und mich nicht zu verstecken.