Interview mit Daniel

Wie hast du dich angesteckt?

Wann genau und wie genau ich mich angesteckt habe, weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass ich mich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr angesteckt habe. Meine Frau und ich waren plötzlich sehr anfällig für Krankheiten und sind aufgrund dessen ins Krankenhaus gefahren. Dort wurden wir untersucht und bekamen die Diagnose. Für meine Frau war es leider zu spät, sie war bereits an AIDS erkrankt und starb nur wenige Monate danach. Unsere vier Kinder ließen wir sicherheitshalber ebenfalls untersuchen, leider stellte sich heraus, dass einer meiner Söhne ebenfalls HIV-positiv war.

Wann hast du dich geoutet und wie waren die Reaktionen?

Mit meiner Krankheit lebe ich sehr offen - Freunde und Bekannte wissen von meiner Krankheit und unterstützen mich. Das wichtigste Outing jedoch war das meinen Kindern gegenüber. Zu ihrem eigenen Schutz hatte ich ihnen erzählt, ihre Mutter sei an Krebs gestorben. Mit der Zeit musste ich natürlich die Wahrheit erzählen, vor allem auch meinem ebenfalls HIV-positiven Sohn. Es war sehr schwer für mich und die Reaktionen waren zum Teil sehr negativ. Meine Kinder waren verzweifelt und sehr wütend, dass ich sie jahrelang angelogen hatte. Sie konnten meine Beweggründe anfangs nicht verstehen. Heutzutage wissen sie, dass ich es ihnen zuliebe gemacht habe.

Wie kommst du mit der Therapie klar?

Die Therapie verläuft sehr gut bei mir und meine Medikamente nehme ich regelmäßig ein. Ich habe zum Glück keine Nebenwirkungen und komme gut mit meiner Medikation klar.

Wie beeinflusst die Krankheit dein tägliches Leben?

Es ist schwer, sich damit abzufinden, dass man das Geschehene nicht rückgängig machen kann. Allerdings geht das Leben weiter und wartet nicht auf einen. So habe ich versucht, meinen Kindern ein guter Vater zu sein und unterstütze Sie noch heute soweit ich kann. Die Krankheit wird mich immer begleiten. Dennoch lebe ich heute sehr gut mit der Krankheit und meiner Therapie. Man lebt zudem bewusster nach einem solchen Schicksalsschlag. Ich arbeite nicht mehr und engagiere mich seither stark im Ehrenamt. Ich möchte aufklären und andere HIV-Positive unterstützen.

Wie war dein Lebensweg trotz bzw. mit HIV?

Es war sehr schwer, vor allem direkt nach der Diagnose. Der Verlust meiner Frau war für meine Kinder und mich ein sehr harter Schlag. Ich habe jedoch versucht an meinen Kindern festzuhalten. Für meine Kinder habe ich nicht aufgegeben.

Die Unterstützung durch die AIDS-Hilfe und der Halt, den mir meine Freunde und Bekannte gegeben haben, haben mir sehr geholfen. Die Betreuung durch die AIDS-Hilfe und der Austausch in Selbsthilfegruppen hat mir auf meinem Weg viel Kraft gegeben. Wichtig ist es vor allem, sich einen Lebensmittelpunkt zu suchen. Etwas, was einen aufbauend und motivierend beeinflusst. Man muss sehr stark aufpassen, nicht in ein schwarzes Loch zu fallen und sollte die negativen Gedanken vom Aufgeben sehr schnell wieder vergessen und überwinden.

 

 


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